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Locrian: The Clearing / The Final Epoch (Review)

Artist:

Locrian

Locrian: The Clearing / The Final Epoch
Album:

The Clearing / The Final Epoch

Medium: CD
Stil:

Drone / Noise / Black Metal

Label: Relapse Records
Spieldauer: 38:58 + 51:30
Erschienen: 14.08.2012
Website: [Link]

„The Clearing“ wurde ursprünglich bereits 2011 veröffentlicht. Jetzt erscheint es nochmals gemeinsam mit der B-Seiten- und Raritäten-Compilation „The Final Epoch“ als 2-CD-Paket, das man genauso gut als opulentes Doppelwerk begreifen könnte – dafür greifen beide Teile noch harmonisch genug ineinander.

Klang der Vorgänger „The Crystal World“ mit zwar verschwommenen, aber durchaus melodischen Arpeggien fast schon wie eine Lautmalerei der Prismen, die sein Titel warf, gehen LOCRIAN auf „The Clearing“ wieder ungleich humusartiger zu Werke: Nehmen wir die – immerhin auch noch mit Störgeräuschen angereicherte – Gitarrenballade aus „Coprolite“ aus, zergeht das neueste Werk des Chicagoer Duetts in Atonalität. Das omnipräsente Experimentieren mit dem Rauschen von Verstärkern legt den Eindruck nahe, man habe es mit dem „neuen Fleisch“ aus David Cronenbergs „Videodrome“ zu tun: Digitale Zerrbilder ursprünglich natürlicher Geräuschkulissen lösen sich in grauweißen Schleiern auf, die nichts als Trauer und Verzweiflung mit sich führen. Zu einem in die Ewigkeit gemorphten Gongschlag stimmt das Piano eine aus sechs Noten bestehende Hymne der Verlassenheit an – so beginnt die Aufräumaktion mit „Chalk Point“. Das Titelstück indes ein 17 Minuten anhaltender, düsterer Synthesizer-Herzschlag, dessen Monotonie durch verzweifeltes Schreien durchbrochen wird, das aus unbekannten Gemäuern durch den Schall ins Stück getragen wird. Auch dieses geht zunehmend ins Rauschen über, als sei dies der einzige Weg aus dem Chaos.

Einen Schimmer der Hoffnung gönnen sich André Foisy und Terence Hannum nicht, wodurch sie sich selbst, ohne sich bewusst charakteristischer Merkmale oder Stilmittel bedienen, rein stimmungstechnisch in Black-Metal-Gefilde manövrieren. Aufgrund der verhältnismäßigen Laufzeitkürze postuliert „The Clearing“ so etwas wie einen kurzen Prozess und behauptet, dass mühevoll Aufgebautes in Sekundenbruchteilen ausgelöscht ist.

Wenn der „Final Epoch“-Anhang eines unwiderruflich auslöscht, dann diesen Effekt. Wo der neunminütige Opener der zweiten Platte einsetzt, hebt er die Radikalität auf, mit der zuvor ein Schlussstrich gezogen wurde; ansonsten knüpft er nahtlos an der Stimmung des Hauptwerks an. Wieder wird geschrien, während die Gitarren wie Geigen ein Klagelied singen. „On A Calcified Shore“ klingt anfangs geradezu nach Science Fiction und erhebt sich dann zu verschiedenen Ausdrucksformen einer Sirene; er markiert ein hallendes Ausrufezeichen im Gesamtwerk.

Insgesamt geschehen auf der B-Seiten-Dreingabe mehr Dinge als auf dem Hauptwerk, auch auf den letzten drei Stücken, die sich mit Größe, Fall und Nachhall beschäftigen und dazu allerhand Effekte aus dem Zauberkasten holen. Der Aufteilung auf zwei Datenträger ist damit wohl Tribut zu zollen (kleiner Wink auch an die mp3-Nutzer), gerade weil „The Final Epoch“ soundtechnisch durchaus ein Gebilde mit „Clearing“ ergeben könnte.

FAZIT: Nihilismus für Fortgeschrittene: LOCRIAN fordern auf „The Clearing“ nicht gerade mit Laufzeitlänge, wohl aber mit Minimalismus und Dreckigkeit. Man sollte versuchen, die zweite CD als Bonushappen zu verstehen, um sich den Effekt zu erhalten, den „The Clearing“ als Einzelstück ausgestrahlt hat.

Sascha Ganser (Info) (Review 4031x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • DISC 1
  • Chalk Point
  • Augury In An Evaporating Tower
  • Coprolite
  • The Clearing
  • DISC 2
  • The Final Epoch
  • On A Calcified Shore
  • Omega Vapors
  • Falling Towers
  • After The Torchlight

Besetzung:

  • Gesang - Terence Hannum
  • Gitarre - André Foisy
  • Schlagzeug - Steven Hess
  • Sonstige - André Foisy (Synthesizer, Arp Avatar, Elektronika), Terence Hannum (Synthesizer, Piano, Orgel, Mellotron, Tapes), Steven Hess (Tapes)

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